Küsterhaus

Geschichte des Küsterhauses

Küsterhaus 1733

Das Küsterhaus mit der ehemaligen Hausnummer 2 (Nr. 1 hatte die Kirche) gehört zu den ältesten Häusern in Daverden, das noch einigermaßen sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat. Laut einer dendrochronologischen Untersuchung des Thünen-Instituts in Hamburg an einem Fachwerkbalken aus dem Flur des Hauses ist diese Wand bereits um 1650 erbaut worden. Vielleicht sind Ursprünge des Hauses sogar noch 100 Jahre älter, wie im Intradenverzeichnis, einem alten kirchlichen Schriftstück, zu lesen ist.

Als Schule wurde das Küsterhaus erstmalig 1733 erwähnt, als die Kirche, die damalige Schulträgerin, das Gebäude zu diesem Zweck ausbaute. Damals erhielt es eine Wohnstube und zwei Kammern für den Lehrer, der Küster- und später auch Organistendienste leistete. Der Hauptraum jedoch war die 25 Quadratmeter große Schulstube, die für die etwa 50 Schüler Platz bieten musste. Es war die erste und einzige Schule in Daverden.

1752 kam es zu einer gesetzlichen Neuregelung insofern, als die Schulpflicht für jedes Kind vom 8. bis zum vollendeten 14. Lebensjahr eingeführt wurde. Der Unterricht begann morgens um 7 Uhr und wurde nach einer Mittagspause um 13 Uhr fortgesetzt. Bis in das 18. Jahrhundert fand die Schule im Sommer nur am Donnerstag und Freitag statt, im Winter dagegen täglich. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) soll sich ein Lazarett im Schulzimmer befunden haben.

1837 gehörten zum Küsterhaus 26 Morgen Land, die dem Lehrer und Küster zur Bewirtschaftung zur Verfügung standen. 1920 waren es sogar 50 Morgen, das entsprach einer Kötnerstelle. Wegen des geringen Festgehalts der Lehrer war das Betreiben einer Landwirtschaft zum Überleben notwendig.

1844 wurde das Haus wegen stark gestiegener Schülerzahlen (bereits 120 Schüler) vollständig umgebaut, man könnte auch von einem Neubau sprechen. Neben einem großen Schulraum, heute unser Versammlungsraum, erhielt das Küsterhaus nun zwei größere und zwei kleine Kammern, eine Küche, einen Keller, eine Diele und einen Kuhstall.

Bis 1880 blieb das Küsterhaus die einzige Daverdener Schule, dann wurde der Bau eines neuen, zusätzlichen Schulhauses notwendig. Nach Einweihung der „Neuen Schule“ 1912 beherbergte das Küsterhaus die „Kleinen“ aus den ersten Jahrgängen.

Küsterhaus 1844
1925, Lehrer Kregel mit seiner Klasse vor der Alten Schule

Bis 1968 fand hier ein regelmäßiger Unterricht statt. Dann wurde die neue  Mittelpunktschule eingeweiht, und damit endete die Geschichte einer eigenständigen Schule in Daverden.

Übernahme durch den Verein, Sanierung und heutige Nutzung

In den folgenden vier Jahrzehnten war das Küsterhaus an Privatpersonen vermietet worden. Nach einigen Jahren des Leerstands – das Haus war inzwischen stark sanierungsbedürftig – sorgte sich die Kirche um den Erhalt des Küsterhauses. Selbst war sie finanziell nicht in der Lage, eine Sanierung durchzuführen. Im Frühjahr 2012 kam es zu ersten Kontakten zwischen dem Kirchenvorstand und unserem Verein. Die Suche nach geeigneten Lösungen begann und dank einiger Fürsprecher sollte aus der anfänglichen Vision Wirklichkeit werden. Beseelt von unseren Überlegungen, das geschichtsträchtige Küsterhaus zu restaurieren und anschließend für unsere Vereinszwecke nutzen zu können, verstärkten wir unsere Tätigkeiten nach innen und außen: Wir vertieften unsere Gespräche mit dem Kirchenvorstand, warben um Zuspruch bei unseren zunächst eher zurückhaltenden Mitgliedern, suchten nach Finanzierungsquellen, planten und legten in Arbeitsgruppen schrittweise zweckdienliche Maßnahmen fest. Ein mühsamer Weg sollte noch vor uns liegen.

Küsterhaus November 2016

Unser gemeinsames Vorhaben gewann zunehmend an Gestalt. Der Durchbruch gelang uns mit dem „Tag der offenen Tür“ im Küsterhaus im April 2014. Im Oktober 2016 stimmte unsere außerordentliche Mitgliederversammlung angesichts sich abzeichnender ausreichender Geldquellen in Form von Geldzuwendungen und Zuschüssen und eines schlüssigen Sanierungs- und Nutzungskonzepts  unserem Vorhaben zu. Unmittelbar daraufhin schlossen der Kirchenvorstand und wir – nach umfangreichen und zähen Verhandlungen – einen sogenannten Baupachtvertrag in Schriftform. Die Kirchengemeinde als Eigentümerin verpachtete an uns das Küsterhaus mit dem benachbarten Küstergarten für die Dauer von 25 Jahren, gestattete uns die Sanierung des Hauses und seine anschließende und alleinige Nutzung für unsere Vereinszwecke und räumte uns die Option ein, jederzeit Verhandlungen zwecks Abschlusses eines Erbbaurechtsvertrages aufzunehmen.

Unsere Sanierungsarbeiten begannen im Sommer 2017, mündeten zunächst im Richtfest im November 2017 und gipfelten in der Einweihung des Küsterhauses im Oktober 2018 vor mehreren Hundert Gästen.

Küsterhaus Oktober 2017
Richtfest, November 2017

Unser Domizil reiht sich nun – wie angestrebt – als kulturelle und offene Begegnungsstätte Daverdens in das Ensemble „Rund um die Daverdener Kirche“ ein. Dieses Werk konnte nur dank umfangreicher Spenden und Zuschüsse sowie vor allem aufgrund erheblichen Einsatzes ehrenamtlicher Kräfte gelingen.

St. Sigismund Kirche und Küsterhaus, Oktober 2020

Unser tiefer Dank für diese großartige Unterstützung spornt uns zu vielseitigen Angeboten im Küsterhaus an. Wir organisieren monatliche Themenabende für unsere Mitglieder, bereiten verstärkt den vorhandenen Fundus an historischem Material zur Geschichte sowie zur Heimatkunde und -pflege rund um Daverden auf und präsentieren ihn. In regelmäßigen Abständen finden Konzerte und Kunstausstellungen statt. Daneben kann das Küsterhaus von gemeinnützigen Einrichtungen für Seminare genutzt werden. Unsere Imker z.B. haben bereits vor einigen Jahren einen Schulungsbienenstand im Küstergarten errichtet, wo Interessierte zu Imkern ausgebildet werden können.